Der Weg in den Zauberwald
Märchen und Jeux -Stücke zu den Jahresfesten

Der Ansatz der Jeux Sacré


Begriffserläuterung
Unser Begriff der „Jeux Sacré“ läßt sich nur ungefähr übersetzen, er entzieht sich wie auch sein Inhalt einem allzu direkten Zugriff. Vorsichtig umschrieben, handelt sich um eine Annäherung an das Geheiligte, um Heiliges Spiel, ein spielerisches und doch höchst ernsthaftes Geschehen um eine Mitte von Mythos und Religion. Die Bezeichnungen „Ausdrucksspiel um die Mitte“ oder „Ausdrucksspiel inneren Lebens“ kommen dem Sachverhalt wohl am nächsten.

Hintergrund
Zu diesem mythisch - religiösen Ausdrucksspiel ziehen wir Psalmen, Gedichte, Märchen und Legenden heran, wobei wir versuchen, möglichst nahe an ihre jeweils ursprüngliche Form und Bedeutung heran zu kommen. Wir berücksichtigen dabei vorwiegend christliche, mystische, aber auch antike und vorchristliche abendländische Traditionen. Ein Sonderheft der Jeux Sacré –Reihe mit einer Einführung zum Umgang mit Sagen – und Märchenstoffen ist in Vorbereitung. 

Methodik
Technisch und methodisch gesehen, sind die  Jeux Sacré eine Sonderentwicklung anderer Spielformen, z.B. der Jeux Dramatiques und des Mysterienspiels. Jeux Sacré hat vor allem die intensive Beschäftigung mit religiösen und symbolischen Aspekten von Überlieferungen, auch die Bearbeitung und Neugestaltung des Mythos zum Inhalt.
Das sog. „Metaspiel“, die Symbollehre sowie Kunstformen aus anderen Gebieten, z.B. dem Theater, kommen hinzu. Damit wird das Jeux Sacré zum Ausdrucksspiel im Erleben des Mythos oder im Erleben des Heiligen.

Psychologische Aspekte
Darüber hinaus bietet diese Form der neuen Jeux, vergleichbar den bisherigen Jeux Dramatiques einen Rahmen für das Experimentieren mit Rollen und spielerisch veränderten Aspekten der Persönlichkeit, welche unter fachkundiger Anleitung im Schutzfeld des sakralen Raumes und der Gemeinschaft erprobt werden können.

Die Entwicklung der Form:
Ein Vorläufer der heutigen Jeux Sacré war das Stück „Ker Ys“, in dem eine bretonische Legende in die heutige Zeit übertragen wird. Ker Ys wird in der Form eines „Son et lumiere“ aufgeführt. Diese Vorführungsart ist in Frankreich sehr beliebt und gestattet es auch Personen mit weniger oder keiner Theatererfahrung mitzuwirken. Dabei kommt es durch das Zusammenwirken von Sprechrollen, Gesang und optischen Effekten, z.B. durch Dias oder Beleuchtung des historischen Ortes, an dem das Spiel stattfindet, zu einer künstlerischen Verbindung der einzelnen Elemente, welche die Gesamtwirkung wesentlich verstärkt.
Besonders bei historischen Themen oder der Wiedergabe von Legenden entfaltet das Son et Lumiere eine ernsthafte und starke Wirkung, entfernt in etwa vergleichbar dem Element des Chores bei den griechischen Tragödien. Ker Ys wurde in Karlsruhe uraufgeführt und 1993 bei den Weinstädter Märchentagen einem größeren Publikum vorgestellt. Vergleichbare Entwicklungen auf diesem Kunstsektor sind Performances und Sprechtheater in vielen Formen.

Text und Verlauf:
Als ausführlicheres Beispiel finden Sie das  Stück „Ker Ys“ mit Erläuterungen, besonders zum Legendentext, auf der L I V- KULTURSEITE aufgeführt. Wir weisen besonders auf die kurze tiefenpsychologische Besprechung des Themas bei Weitere Beiträge hin.  Am Umfang des Stoffes können Sie sich in etwa eine Vorstellung machen, wie weit Vorbereitungen und Vorkenntnisse bei Jeux Sacré eine Rolle spielen können, aber es gibt auch wesentlich kürzere Versionen und Themenbearbeitungen. Allen jedoch ist gemeinsam: Es geht um die Wiederherstellung eines verlorenen Kontaktes zwischen dem Text, dem Märchen oder anderen Erzählstoff.
Diese Wiederbelebung hat zwei Auswirkungen, die eine erstreckt sich auf den Stoff der mythischen Ebene selbst, die andere zur modernen Lebenswirklichkeit. Beide werden nachhaltig verändert. Gewissermaßen in der Spannung zwischen den zwei Brennpunkten einer Ellipse baut sich jenes Wirkungsfeld auf, welches moderne Jeux Sacré ausmachen.
Meisterlich zeigt uns dies Michael Ende in seinem Gauklermärchen, wo die handelnden Personen eine Beziehung zueinander in einer zweiten Existenzebene, im Märchen, entdecken, und sich von diesem Erkennen her zu einem größeren Verständnis in der realen Welt wieder zusammenfinden.

Weitere Stücke des Jeux Sacré
Die ersten „echten“ Jeux Sacré erlebten unsere TeilnehmerInnen mit der Aufführung im Seminar „Die Königin der Kelche“. Neu erstellte Stücke schlossen sich in rascher Folge an und werden weiterhin entstehen. Bis Mitte 1998 waren es

Jeux Sacré im Kontext
Die neue Spielform läßt sich gut mit anderen Seminarverläufen verbinden. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Kursreihe „Eine Heilige Reise“ hinweisen, an der wir die Anpassungsfähigkeit des neuen Jeuxmodells erproben konnten. Seit 1996 entwickelten wir das Konzept eines mehrteiligen Seminars als Pilgerfahrt, als heilige Reise auf dem eigenen inneren Erkenntnisweg. Die Stationen dieser Fahrt werden von den einzelnen Seminartagen dargestellt.  zu Eine Heilige Reise
Ergänzt wird die Seminarreihe durch Life - Musik von Matthias Graf sowie einer Einführung in das psychologische Grundwissen von heute.



 
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aktualisiert am 23.12.04

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