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Tuja Heller - Atelier für  Meditativen Tanz  und kreative Ausdrucksformen
Kreistanz, Heiltanz und Bewegungsmeditation, ritueller- und Folkloretanz, Ausdrucksspiel (Jeux Sacrè)


Kreistanz in Ritual und Märchen
als Sinnbild einer höheren Ordnung

Die Überlieferung unseres Sprachraumes läßt  - ähnlich wie der antike Mythos - alles Lebendige tanzen. Das betrifft die "Wesen einer höheren Ordnung" (Max von Boehn, a.a.O. S. 49), womit Engel und hohe Lichtwesen gemeint sind, wie auch die kleineren Geschöpfe oder Angehörigen der sogenannten "niederen" Mythologie. Dieser Begriff umschließt die Nixen, Elfen und andere Wesen, welche in einer engen Verbindung zur Natur stehen. Diese alle haben sowohl die Ächtung seitens der Kirchenvertreter, wie auch die rationale "Entsorgung" durch Aufklärung und die Umbrüche der Neuzeit überstanden. Nach wie vor sind sie bei den Menschen als Symbol der Natur mit ihren Kräften und ihrer Schönheit beliebt. Und immer ist ihr Tanz ein Kreistanz - ein Geschehen, welches sich um eine kosmische Mitte herum entfaltet.
 

Der Elfentanz
Besonders ausdrucksvoll wird das Motiv des Kreistanzes ausgestaltet im Reigen der Elfen.  "Die Elfen tanzen im Mondenschein auf den Auen, so verführerisch und verlockend, daß man fliehen muß, um nicht in ihren Reigen hineingezogen zu werden."  so schreibt Boehn und er erzählt weiter: Der slawische Mythos kennt die Wilen, schöne junge Mädchen, die als Bräute vor der Hochzeit verstorben sind. Sie lauern jungen Männern auf und zwingen sie zu einem tödlichen Tanz.  Die Ambivalenz des sinnlich- Naturhaften zeigt sich hier deutlich. Manches Mal bringt der Tanz mit den Elfen aber auch Segen; der Mensch, der sich auf sie einläßt, muß jedoch mutig und klug sein. 
Ähnlich beschreibt schon Homer, daß der Gesang der Sirenen ein höheres Wissen birgt, wenn es gelingt, den Gefahren dieser Begegnung zu entgehen.  Odysseus ist vorsichtig genug, sich am Mastbaum fesseln zu lassen, während seine Gefährten die Ohren mit Wachs verschließen müssen. 
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Aber wenden wir uns zurück zu unserem Kulturraum: "In der Sage tanzen Riesen und Zwerge, gute Geister und böse. Man glaubte an Melodien, deren Zauberkraft jeden Hörer unwiderstehlich zum Tanzen zwingt, ob er folgen will oder nicht..."  Wegen dieser "Begleitwirkungen" hatte das Umschreiten oder Umtanzen auch in der korrekten Richtung zu erfolgen, meist war es "deosil" d.h. in Richtung des Sonnenlaufes, die andere Richtung galt als schwierig oder unheilvoll. Es ist nicht gleichgültig, in welche Richtung der Kreistanz sich wendet. Die Zahl der Umdrehungen, oft drei, war auch wichtig, ebenso wie die Vielfachen der drei, die sechs, die neun, die zwölf usw.  "Man übte einen Tanzzauber, indem an das Objekt, um das es sich handelt, umtanzt, es gewissermaßen einspinnt. So tanzte man zu dreien Malen um das Feuer, den Herd, Bäume oder Menschen....."  Max von Boehm erwähnt als Anschauungsbeispiel für die elfische Welt das Stück "Oberon", eine uns heute kaum bekannte Oper von Wieland, nach Urteil seiner Zeitgenossen das beste Werk dieses Künstlers, welches von Carl Maria von Weber 1826 vertont wurde. Darin - wie auch im "Sommernachtraum" und anderwärts  finden sich brauchbare Instrumentalstücke, welche zum Kreistanz geeignet sind.

Die Integration von Wesen aus einer anderen Welt
Sonnwendfeiern und andere jahreszeitliche Feste, Beerdigungen und Hochzeiten gaben die Inhalte, Choreografien und Stimmungen des jeweiligen Festes vor. Zu den Gebräuchen der Jahreswende und den Frühlingsfesten gehörte oft die Verkleidung oder Vermummung, das Hineinversetzen in die Naturkräfte durch Masken oder grüne Laubbekleidung. Auch die Tiere wurden in der Maskengestalt mit hineingeführt in den Tanz, manchmal als groteke Einlage, wie der "Erbsenbär", der den Kreistanz der Hochzeit stört und von Bräutigam besiegt werden muß. Anschließend wird das Untier wieder zum Leben erweckt (beispielsweise mit einem Glas Schnaps) und in den Kreis der Tanzenden hinein genommen, d.h. in die Gemeinschaft integriert.

"Bei der Feier dieser Naturfeste lag ein pantomimisch- dramatisches Element schon in der Art der Verkleidung und Gebärden. Der Tänzer wurde ein Schauspieler, der den Zuschauern dramatische Eindrücke vermittelte -" und sie damit hineinnahm in die höhere Ordnung alles Lebendigen. Ich habe diese Erfahrung in die Verse gefaßt  Denn alles Lebendige tanzt    weiter Kreistanz, der Kreis und die Mitte



 
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aktualisiert am 23.11.04

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